Mit der wechselvollen Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Falkenstein hat sich Pfarrer i. R. Otto Raven (1895-1983) intensiv befasst.
Er war von 1923 bis 1961 evangelischer Pfarrer von Neuenhain und bis 1927 auch von Schneidhain.
1521 | begegnet Ritter Hartmut XII von Kronberg (1488 – 1549), genannt „Der Reformator“, Martin Luther. Er erlebte dessen mutiges Auftreten vor dem Reichstag zu Worms und bewunderte seine bereits 1520 erschienene Schrift "An den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen Standes Besserung". |
1522 | In Folge dieses Treffens verschreibt er sich ganz der Reformation und gibt Kronberg eine neue Kirchenordnung. Damit wird er zum Gründer der evangelischen Gemeinde seiner Stadt. |
1546-47 | "Schmalkaldischer Krieg", der von den protestantischen Fürsten verloren wird. Der Kaiser erläßt darauf im Jahre... |
1548 | …das "Augsburger Interim", das den Protestanten nur einen Teil der neuen Lehre zugesteht. |
1555 | kommt es zum "Augsburger Religionsfrieden", dessen Hauptinhalt in dem Satz gipfelte: "Das Bekenntnis der Untertanen richtet sich nach dem des Gebieters". |
1564 | Erster Bau eines evangelischen Pfarrhauses in Falkenstein. Die dann dort lebenden Pfarrer wechseln in schneller Folge, wohl auch, weil die Stelle infolge Streitigkeiten zwischen den beiden Herrscherfamilien und daraus resultierender nicht geleisteter Kirchenabgaben seitens der Staffels sehr schlecht dotiert ist. |
1618-48 | Im Dreißigjährigen Krieg intensive Versuche des Mainzer Erzbischofs Johann Schweikart, den Staffels bei der Rekatholisierung Falkensteins zu helfen. |
1678/79 | verkaufen die Ganerben von Staffel und Kronberg ihr Lehen an den fränkischen (kath.) Freiherrn Johann Adolf Karl von Bettendorff, dessen Mutter eine geborene von Kronberg war. Als Kurmainzer Geheimer Rat versuchen er und sein ihm nachfolgender Sohn, Falkenstein völlig zu katholisieren. Außerdem wird der evangelischen Bevölkerung jede Mitbenutzung der (kath.) Kirche verboten sowie dem Kronberger evang. Pfarrer unter Androhung hoher Strafe jede Amtshandlung in Falkenstein untersagt. |
22.02.1751 | Eine schriftliche Beschwerde der evangelischen Falkensteiner beim nassauischen Lehnhof in Weilburg führt letztlich nicht zu wesentlichen Verbesserungen für die Protestanten. |
1753 | Nach dem Tod des letzten Bettendorffs zieht Fürst Karl von Nassau-Saarbrücken das Lehen sofort ein und verwaltet es jetzt selbst. |
1775-85 | Die Klage und der Prozeß des Fürsten von Nassau gegen die Regierung von Kurmainz vor dem Reichskammergericht in Wetzlar führen am … |
04.06.1785 | …zum Vertrag zwischen den Regierungen Nassau und Kurmainz wegen der Kirchenverhältnisse zu Falkenstein. Damit endet ein 10 Jahre lang andauernder Religionsstreit. Die nassauische Regierung bemüht sich jetzt, für die evangelische Seite normale Verhältnisse zu schaffen. Die kurmainzische Regierung gibt am 12. Juli 1785 ihre Einwilligung, daß der evangelische Pfarrdienst in Falkenstein von Kronberg aus mitversehen wird. Was noch wenige Jahre zuvor bei Strafe verboten war, wird jetzt bereitwilligst zugestanden. |
24.03.1817 | erläßt die nassauische Regierung eine neue Schulgesetzgebung, das sogenannte Simultanschulgesetz, welches für beide Religionen den Unterricht durch Lehrer jeweils nur einer Konfession ermöglicht. Die Falkensteiner beschweren sich daraufhin (erfolglos) bei der nassauischen Regierung. |
1866 | Falkenstein wird in preußische Verwaltung übernommen und erfährt großen wirtschaftlichen Aufschwung (1876 Eröffnung der Heilanstalt durch Dr. Dettweiler). |
03.01.1904 | Gründung des Kapellenbauvereins. Diesem Bauvorhaben kommt besonders zustatten, dass sich Kaiser Wilhelm II. entschließt, an Stelle der alten Heilstätte des Dr. Dettweiler ein Offiziersheim zu errichten. |
07.10.1904 | Grundsteinlegung der heutigen Kirche am Debusweg |
24.05.1914 | feierliche Einweihung der Kirche |
Lesen Sie mehr über das "gar nicht so christliche" Miteinander von Königsteinern, Kronbergern und Falkensteinern in "Geschichte der Evangelischen Martin Luther Gemeinde Falkenstein/Ts." von Otto Raven.
2014 jährte sich die Grundsteinlegung der Marin Luther Kirche, die am 27. Oktober 1912 stattfand, zum 100. Mal. Dieser besondere Anlass ist in einem Festgottesdienst am 6. Juli und anschließender Kirmes rund um die Martin-Luther-Kirche gefeiert worden.
Der Tag begann um 11 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst, den auch der scheidende Propst Dr. Sigurd Rink und Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp mitfeierten. Zum Gottesdienst war auch Pfarrer Helmut Assmann gekommen, der Enkel von Pfarrer Wilhelm Assmann aus Kronberg, der den Kirchenbau angestoßen hat.
Den passenden Rahmen erhielt der Gottesdienst durch festliche Bläsermusik. Musikalischer Höhepunkt waren drei Uraufführungen: Eigens für den Anlass hatte Alexander Grün die Choräle der Gemeinde für großes Blechbläserensemble, Schlagzeug, Orgel und Gemeinde arrangiert. Entstanden ist eine ebenso mitreißende wie komplexe Musik voller Symbolik, Verweise und Zitate, an der auch die Gemeinde mitwirken konnte. Die ganze Kirche swingte, als das "Lobe den Herren den mächtigen König der Ehren" zur Titelmusik des Westerns "Die glorreichen Sieben" gesungen wurde!
Bei dem sich anschließenden Empfang wurde der Martin-Luther-Gemeinde in zahlreichen Grußworten zu ihrem 100-jährigem Kirchenjubiläum von Herzen gratuliert.
Für die Nachbargemeinden gratuliert Dr. Axel Gollnick, Vorsitzender des Kirchenvorstands der Ev. Markusgemeinde Schönberg. Die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Renate Herberholz überbringt Grüße des Kommunalparlamentes. Für den Magistrat gratulierte der Erste Stadtrat Walter Krimmel. Lieselotte Majer-Leonhardt, früher selbst Kirchenvorsteherin, brachte die Glückwünsche des Ortsbeirates. Für die katholische Geschwister aus Christkönig Falkenstein gratulierte der Vorsitzende des Ortsausschusses, Walter Schäfer. Die Katholische Gemeinde hatte auch ein Geschenk mitgebracht: Ein Rosenstock, der gemeinsam vor dem Arno-Burckhardt-Saal gepflanzt wurde.
Um das Ereignis zu feiern, hatte sich der Kirchenvorstand etwas Besonderes ausgedacht: Wie in früheren Zeiten wurde auf der Lichtung „Unter den Eichen“ eine Kirmes gefeiert! Eine besondere Freude war, dass die Falkensteiner Vereine dabei mitmachten!
Es war ein unvergleichlich schönes Fest für alle Falkensteiner!
Alt und jung, Alteingesessene und Neuzugezogene haben miteinander gefeiert.